Zur Geschichte des Schützenbundes Tecklenburger Land
Heimatgedanke
Erstes Kreisheimatschützenfest in Velpe am 6.7.1924
Es war der Lehrer und Heimatpfleger Friedrich Rohlmann aus Westerkappeln-Velpe, der 1924 die erste Einladung zum Heimatschützenfest in Velpe aussprach. Dieser bodenständige Bauernsohn war auch der Mitbegründer und Vorsitzende des Westerkappelner Heimatvereins.
Der Heimatgedanke spielt in den Heimatvereinen ebenso eine wichtige Rolle, wie in den Schützenvereinen.
Eine personelle Verbindung zwischen diesen Vereinen gab es später noch einmal in der Person des Dr. Gustav Korspeter.
Rohlmann begründete seine Bemühungen um das erste Heimatschützenfest damit, dass "der alte Geist der Schützenbruderschaften geweckt werden sollte, der Gemeinsinn, die opferbereite Heimatliebe, welche der siechen Volksseele so not tat".
Seiner Einladung folgten damals annähernd 20 Vereine. Damit war der Grundstein für eine lange, erfolgreiche Vereinsgeschichte gelegt.
Das zweite Heimatschützenfest wurde 1925 in Hopsten gefeiert, weil Amtmann Determeyer aus Hopsten in Velpe die Würde des ersten Heimatschützenkönigs errungen hatte.
Man kann rückschauend sagen, dass diese Veranstaltung mit 45 Schützenvereinen und Tausenden von Besuchern die junge Kreis-Schützenbewegung deutlich gefestigt hat. So konnte die aus wirtschaftlichen und politischen Gründen eingetretene "Zwangspause" überbrückt werden, denn das nächste Heimatschützenfest konnte man erst 1934 in Lotte zusammen mit den Jubiläumsveranstaltungen des örtlichen Vereins zum 275-jährigen Bestehen feiern. Es folgten, in der NS-Zeit bis 1939 noch die Heimatschützenfeste in Lengerich-Hohne, Leeden, Ibbenbüren-Laggenbeck und Lienen-Höste. Zunehmend machte sich jedoch der politische Einfluss bemerkbar, der vor allem in den Festreden seinen Ausdruck fand.
Das Heimatschützenfest in Laggenbeck veranlasste die Firma Keller, Laggenbeck, für den jeweiligen Heimatschützenkönig eine schwere silberne Ehrenkette zu stiften. Bis 1984 wurden die Schützenkönige mit dieser Kette geehrt, die sicher ihre symbolische Bedeutung für den Zusammenhalt der Schützen im Tecklenburger Land nicht verfehlt hat.
Wirtschaftlicher Aufschwung
Nach dem Zusammenbruch 1945 blühte mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Anfang der fünfziger Jahre das Vereinsleben in den örtlichen Vereinen wieder auf.
Folgerichtig überlegten führende Persönlichkeiten des Schützenwesens auf Kreisebene, wie sich das Heimatschützenfest beleben lasse.
Da Friedrich Rohlmann 1943 verstorben war, musste für ihn ein Nachfolger gefunden werden. Mit der Neugründung oder Wiederbelebung des Heimatschützenbundes in Ibbenbüren im Frühjahr 1953 stellte sich der Kreisheimatpfleger und Chef des Tecklenburger Gymnasiums, Dr. Gustav Korspeter, für den Vorsitz zur Verfügung.
Unter seiner Regie konnten die Heimatschützenfeste in Ibbenbüren (1953) und Wersen (1954) gefeiert werden.
Dr. Korspeter verstarb am 7. Juni 1955. Er hatte zu seinem Nachfolger den neuen Oberkreisdirektor des Kreises Tecklenburg vorgeschlagen, Herrn Werner Rinke, der am 25. Juli 1954 von der Delegiertenversammlung einstimmig gewählt wurde.
Ferner beschlossen die Delegierten der Vereine, dass der Kreisheimatschützenbund eine lose Gemeinschaft aller Schützenvereine und Schützenbruderschaften bleiben und das Heimatschützenfest alle zwei Jahre gefeiert werden sollte. Ausrichten sollte das Fest der Verein, der den letzten König gestellt hatte. Das Heimatschützenfest sollte, nach Auffassung der Delegierten, Ausdruck des Schützenbrauchtums und der Zusammengehörigkeit der Schützenvereine im Kreis sein.
In den Folgejahren zeigte sich, dass vor allem die Vereine aus dem nord-östlichen Kreisgebiet den Schützenkönig stellten. Folgerichtig fanden die nächsten Schützenfeste in Wersen-Halen (1956) und Westerkappeln-Sennlich (1958) statt. Nach den alten Regeln wäre 1960 der Schützenverein HaIen wiederum Ausrichter des Festes gewesen. Diese Entwicklung war der Akzeptanz und der Beteiligung an den Festen nicht förderlich. In einer Delegiertenversammlung am 18. Februar 1959 entschied man sich deshalb für die Aufteilung des Kreisgebietes in fünf Bezirke. Jeder Bezirk sollte zwei Delegierte für einen Gesamtvorstand wählen, der wiederum die Festorte bestimmen sollte.
Erstmalig wurde 1960 nach dieser neuen Ordnung verfahren und das Fest nach Recke vergeben. Es folgten die Schützenfeste in Riesenbeck 1962, in Lienen 1964, Ibbenbüren 1966, Leeden 1968, Hopsten 1970 und Lengerich 1972.
Weihe der ersten Fahne
Fahnenweihe beim Königstreffen in Velpe am 18.5.1974
Das fünfzigjährige Bestehen des Kreisheimatschützenbundes feierte man 1974 am Gründungsort Westerkappeln.
Dem eigentlichen Heimatschützenfest ging die Weihe der ersten Fahne des Bundes, im Beisein aller amtierenden Schützenkönige der Mitgliedsvereine, in Velpe voraus. Das Westerkappelner Fest stand im Zeichen der kommunalen Neugliederung. Der Zusammenschluss des Kreises Tecklenburg mit dem Kreis Steinfurt und Teilen des Kreises Münster stand bereits fest.
Die Könige des Kreisheimatschützenbundes
beim Königstreffen in Velpe am 18.5.1974
Regierungspräsident Dr. Möcklinghoff führte als Festredner damals aus:
"Der Kreisheimatschützenbund hat in den 50 Jahren seines Bestehens das Seine zum Traditionsbewusstsein beigetragen und sollte sich am Vorabend der Kreisreform verpflichtet fühlen, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen im Tecklenburger Land zu erhalten und zu festigen."
Mit dem Zusammenschluss der beiden Kreise am 1. Januar1975 stellte Oberkreisdirektor Werner Rinke sein Amt zur Verfügung. Es folgte die Gründung des Heimatschützenbundes Tecklenburger Land durch die 96 Vereine des früheren Kreises. Zum Vorsitzenden wurde der langjährige Geschäftsführer Kurt Saatkamp gewählt. Landrat Hans Pötschki aus Steinfurt hielt 1976 in Mettingen die Festrede und führte aus, dass es keinen Anlass gebe, bewährte Bindungen aufzugeben oder zu lockern.
Es folgten die Heimatschützenfeste 1978 in Ladbergen, 1980Â in Hörstel, 1982 in Lotte, 1984 in Recke, 1986 in Tecklenburg und 1988 in Lienen.
Im Jahre 1988 vollzog sich ein erneuter Wechsel an der Spitze des Heimatschützenbundes. Vorsitzender Kurt Saatkamp gab aus Altersgründen sein Amt ab und die Delegiertenversammlung wählte in Ibbenbüren den Stadtdirektor Hans Jacobi zu seinem neuen Vorsitzenden.
In seiner Antrittsrede setzte er sich mit den Aufgaben des Heimatschützenbundes "unter Fortentwicklung der Rohlmannschen Ideen" auseinander. Er hob auch hervor, dass der Heimatschützenbund eine der wenigen Vereinigungen sei, die noch auf der Ebene des Altkreises Tecklenburg organisiert seien und dessen Tradition, bis hin zum Wappen, bewahren.
Unter der neuen Leitung konnten die Feste 1990 in Ibbenbüren, 1992 in Riesenbeck, 1994 in Hopsten, 1996 in Lengerich und 1998 in Westerkappeln gefeiert werden. Die Regelung, das Heimatschützenfest im Wechsel in den fünf Bezirken zu veranstalten, hatte sich auf die Beteiligung und die Akzeptanz des Festes gut ausgewirkt.
Zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls aller Schützen, hat auch das 1969 eingeführte Königspokalschiessen beigetragen. Es fördert den schiesssportlichen Wettbewerb in den Vereinen. Damit wird auch das Interesse junger, sportbegeisterter Mitglieder am Vereinsleben geweckt.
Darüber hinaus trägt die für diesen Wettbewerb bestehende Schiessordnung dazu bei, den immer stärker werdenden Frauengruppen in den Vereinen Gelegenheit zu geben sich auf Schützenbundebene sportlich zu messen. Vor diesem Hintergrund blickte der Heimatschützenbund, nach 75 Jahren seines Bestehens im Jahre 2000, weiterhin positiv in die Zukunft.
An den Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier war noch Geschäftsführer Werner Beimdiek massgeblich beteiligt, der dieses Amt 25 Jahre innehatte und viel für das Schützenwesen und die Schützenidee geleistet hat. Er starb im Alter von 47 Jahren.
Entscheidende personelle Veränderungen gab es Anfang 2007 im Präsidium des Heimatschützenbundes. Hans Jacobi, der 19 Jahre die Geschicke des Bundes geleitet hatte, legte sein Amt in jüngere Hände. Er wurde vom bisherigen Vize-Präsidenten Friedrich Prigge abgelöst. Hans Jacobi wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Nachdem die Feierlichkeiten in den Jahren 2000 in Bevergern, 2002 in Mettingen, 2004 in Ibbenbüren, 2006 in Ladbergen und 2008 in Recke stattfanden, konnte am 30. Mai 2010 in Lotte-Wersen das 37. Fest in der Geschichte des Heimatschützenbundes gefeiert werden. Während in den vergangenen Jahrhunderten, das Schützenwesen in besonderem Masse von den Männern dominiert wurde, sind heute in fast allen Schützenvereinen des Tecklenburger Landes immer mehr Frauen Vereinsmitglieder. Dieses spiegelt sich auch in den Schiesswettbewerben zum Heimatschützenfest wieder.
So wurde erstmals beim Heimatschützenfest 2010 in Lotte-Wersen eine Frau Heimatschützenkönigin. Birgit Aufderhaar vom Schützenverein Ladbergen-Overbeck regiert nun für zwei Jahre die Schützen des Tecklenburger Landes.
Quellen, Unterlagen und Fotos: Festschrift 75 Jahre Heimatschützenbund Tecklenburger Land
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung durch Reinhard Wiethölter sowie Horst Wermeyer, Chronist