IVZ vom 14.06.2019 von Stephan Beermann
Die Mitglieder des Schützenvereins St. Georg Hopsten freuen sich auf ihr Jubelschützenfest. Foto: pd
Vom 15. bis zum 22. Juni feiert der Schützenverein St. Georg mit den Mitgliedern, deren Familien und Freunden und vielen Gästen aus Hopsten und Umgebung auf der Festwiese Steingröver bei „Aa Schmidt“ ein besonderes Jubiläum: Vor 100 Jahre wurde der Verein kurz nach dem Ersten Weltkrieg gegründet.
Der Bedeutung des Festes angemessen, haben Vorstand und Festausschuss keine Mühen gescheut, um einige der Höhepunkte des Vereinslebens in einer 75 Seiten starken Festbroschüre festzuhalten.
Die vorangestellten Grußworte von Vertretern der politischen Gemeinde und der religiösen Gemeinden von Hopsten und des Heimatschützenbundes Tecklenburger Land dokumentieren die tiefe Verankerung des Vereins im Dorfgeschehen. Die sehr lesenswerte Broschüre enthält neben Zahlen und Daten vor allem eines: ganz viele Namen derer, die mit dem Traditionsverein eng verknüpft sind und dem Verein zu seiner heutigen Bedeutung verholfen haben.
Anlässlich des Jubiläums erinnern wir hier an einige Stationen der Vereinshistorie und zitieren dabei aus der vorliegenden Chronik:
Im Herbst des Jahres 1919 versammelten sich auf Initiative des Bauern Josef Haake Männer, um über die Gründung eines eigenen Schützenvereins zu beraten. Josef Gernemann, Leiter der Aa-Schule und späterer Rektor der Dorfschule Hopsten, half Josef Haake bei der Durchführung. Mit überwältigender Mehrheit wurde Bernhard Nieland zum ersten Vorsitzenden des neuen Schützenvereins gewählt, der sich nach dem Patron der Hopstener Pfarrgemeinde „Schützenverein Sankt Georg“ nannte.
Vikar nahm Stellung
Bernhard Nieland hatte als Vorsitzender keinen leichten Stand, denn der damalige Vikar Fränkert nahm auf der Kanzel gegen die Vereinsgründung Stellung. Dennoch ließen sich die verantwortlichen Männer dadurch nicht abschrecken und feierten zum ersten Mal ein Schützenfest in der Scheune des Bauern Wolken. Das Königsschießen war in Volbers Krümpel an der Aa.
Im Jahre 1925 schaffte der Verein sich eine eigene Fahne an. Zu der Einweihung hatte man ein großes Fest mit vielen Gastvereinen aufgezogen.
Interessant war in den ersten Jahren die Festmusik. Damals existierte in Hopsten eine Kapelle des Kriegervereins, die man alljährlich, so lange sie bestand, verpflichtete. Doch hatte die Kapelle nur ein beschränktes Repertoire. So habe sie einen Walzer, einen Schieber, einen Schottsken, einen Rheinländer und einen Marsch spielen können. Beim Marsch sei der Refrain stets von der Festgesellschaft mitgesungen worden: „Wat dat stuff, wat dat stuff, wenn de Buer mit de Schufkoar schuff!“
Im Jahre 1933 forderten staatliche Stellen die Verschmelzung der drei örtlichen Schützenvereine St. Annen, St. Georg und St. Hubertus. Es kam zur Gründung eines einzigen Schützenvereins, der den Namen „St.-Annen-Schützenverein“ erhielt. Königskette blieb die Kette des ältesten Hopstener Schützenvereins, der Sankt-Annen-Schützengesellschaft. Die Ketten der beiden Vereine St. Hubertus und St. Georg wurden zu einer Kette vereinigt, die fortan der Vizekönig trug.
Im Jahre 1948 hatte die St.-Annen-Schützengesellschaft erstmalig wieder nach langer Zeit eine eigene Generalversammlung. Auf der wurde beschlossen, den seinerzeit aus politischen Gründen entstandenen allgemeinen Schützenverein aufzulösen und jedem Verein seine Selbstständigkeit zurückzugeben. Die Königsketten wurden getrennt und den Vereinen ausgehändigt.
Wiedergründung
Im Jahre 1949 fand in der Aa-Schule die erste Wiedergründungsversammlung aller am Schützenwesen Interessierten statt. Auf der Versammlung, die der Lehrer und spätere Rektor B. Niehus leitete, wurde der Schützenverein St. Georg zu neuem Leben erweckt. Die Vereinsfahne, die bei Schneidermeister Dierkes aufbewahrt worden war, wurde wieder in das Vereinslokal Kockmann gebracht.
Im Jahre 1950 wurde bei Kockmann das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert. Man war sich darin einig, wie bei der Gründung 1919, dass die Aabauerschaft ihr eigenes Fest feiern sollte.
Von 1953 bis 1956 wurde die Gedenkstätte gestaltet. Bildhauer Karl Lammers machte den Vorschlag, die Namen der Gefallenen, Vermissten und durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen St.-Georg-Schützenbrüder auf eine Bronzetafel gravieren zu lassen.
Neue Fahne geweiht
Mit der Jubelfeier im Jahre 1969 war auch die Weihe einer neuen Fahne verbunden. Dank der Großzügigkeit der Mitglieder konnte das Geld für die Anschaffung durch Spenden aufgebracht werden. Die neue Fahne, die bis heute in Gebrauch ist, hat die Grundfarben Grün und Weiß und trägt auf der einen Seite eine von Eichenlaub bekränzte Zielscheibe, über der sich zwei Gewehre kreuzen. Zudem ist darauf das Wappen der Gemeinde Hopsten, ein Tödde, zu sehen. Die andere Seite zeigt das Bild des Patrons der Pfarrgemeinde, den Hl. Georg, die Jahreszahlen 1919 bis 1969 und den Namen des Vereins.
Seit vielen Jahren hat der Verein eine Herrenschießgruppe, die an vielen Schießwettbewerben teilnimmt. Einmal im Jahr wird ein internes Plaketten-, Kordel- und Eichenlaubschießen durchgeführt.
Der Vogel kommt an
Im Sommer 2000 wurde zur Ermittlung des Königs erstmals auf einen Holzadler geschossen. Da das „Vogelschießen“ einen so großen Anklang fand, sollte künftig der König immer in dieser Form ausgeschossen werden. Bei der Generalversammlung im November 2002 wurde beschlossen, einen eigenen Vogelstand zu bauen. Auf dem Parkplatz zur Grenze der Familie Bruns wurde ein Fundament erstellt, wo der Vogelstand aufgestellt werden kann.
Am 18. Juni 2007 verloren 13 Personen aus Hopsten ihr Leben bei einem Busunglück, unter ihnen auch Mitglieder des St.-Georg-Schützenvereins. Die noch folgenden Sommerfeste der Hopstener Schützenvereine wurden daraufhin abgesagt.
Heute können auch Frauen Vereinsmitglied werden. Im erweiterten Vorstand arbeiten zwei Frauen mit. 2014 wurde beschlossen, dass auch Frauen auf den Adler schießen und Königin werden dürfen.